24.04.12
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RM 3/2012 BMW Special G 650 GS
Hier meine Meinung zum Bericht, den ich Toni zukommen liess:
Salü Toni
mein Statement zur G 650 GS darfst Du gerne als Leserbrief in der nächsten RM veröffentlichen.
Verwöhnt ? Ja, vielleicht ist das so, denn ich hätte noch vor wenigen Jahren nicht daran geglaubt, dass ich mich einmal auf ein solches Einsteigermotorrad, Mädchenmoped oder wie die kleine G manchmal noch abwertender als Kleinkraftrad bezeichnet wird, setzen werde.
Ich liebte ja auch die grossen komfortablen Tourendampfer a la K 1100 LT oder R 1100 RT, nichts unter 100 PS und bin die Dinger gerne gefahren. Doch oft schneller als man denkt, können gesundheitliche oder finanzielle Gründe entprechende Veränderungen diktieren. So auch bei mir, wo ich vor mehr als einem Jahr vor der Entscheidung stand, aufzuhören oder auf was leichteres, das dann Reduktion auf das Wesentliche, dafür günstiger Anschaffungspreis und Unterhaltskosten bedeuten kann, umzusteigen. Mit dem Kauf einer F 650 GS Twin, mit deren etwas unglücklichen Namensgebung ich mich auch nie anfreunden konnte, erfolgte im Herbst 2009 diese Veränderung.
Die Twin gefiel mir, war wesentlich leichter zu handeln wie die schweren Tourer und hatte mit 71 PS genügend Leistung. Leider hielt die Beziehung nur 7 Monate und ging an Ostern 2011 im wahrsten Sinne des Worts in die Brüche. Ein mir bis heute unerklärlicher Sturz auf der Autobahn bei Nürnberg endete für mich glimpflich, für die F Twin mit Totalschaden. Da die Saison angelaufen war und keine F Twin weder neu noch gebraucht bei den Händlern standen, entschied ich mich für die G 650 GS, die verfügbar war und mir optisch fast besser gefiel wie die F Twin. Die kleine GS konnte ich im September übernehmen und überbrückte die Zeit mit meiner alten Boxer.
Die bisher gemachten Erfahrungen decken sich mit dem Bericht von Carsten Heil, handlich zu fahren, satte Strassenlage und ausreichende Leistung bei sehr moderatem Verbrauch. Die Instrumentierung ist spartanisch, man kann aber ohne Tank-und Kühlmitteltemp-Anzeige leben, dafür gibt's Kontrolleuchten. Im Vergleich zur F Twin vermisse ich lediglich die Ganganzeige und das RDC-Reifendruckkontrollsystem. Vorteil wiederum, die G hat keinen CanBUS und man kann daher ohne Diagnosecomputer noch Fehler suchen. Und, was nicht vorhanden ist, geht nicht kaputt.
Mit der Sitzbank habe ich bisher keine Probleme, da kommt es wahrscheinlich auch darauf an, wieviel Lebendgewicht des Fahrers auf die Bank drückt. Gegen Schmerzen im Schritt könnten Carefree und Always helfen. Ich habe die Sitzbank im vorderen Bereich noch etwas schmaler umarbeiten lassen, damit ich trotz 790 mm Sitzhöhe mit weniger Spreizung besseren Stand bekam.
Zum originalen Vario-Koffersystem denke ich, dass die zwei Mal 28 Liter für Solofahrer ausreichen, ansonsten kann man nachteilig breit bauende Alukisten in verschiedenen Grössen anbauen. Wer viel zu zweit und mit Gepäck fährt, greift ohnehin eher nicht zur G 650 GS. Und warum man der G keinen verstellbaren Bremshebel spendiert hat, erschliesst sich mir auch nicht. Aber da springen die Zubehöranbieter in die Bresche, wo es neben verstellbaren Hebeln das eine oder andere nützliche Zubehör oder auch nur Zierrat im Sortiment gibt.
Ich finde es gut und von BMW die richtige Entscheidung, mit der Weiterentwicklung der F, die 50 PS Einzylinder-Familie, die jetzt mit der auf höhere Beine gestellten Sertao Zuwachs erhalten hat, in der Modellpalette zu haben. Auch Honda erkannte, dass im neuen 48-PS Markt noch was geht und bedient mit den NC 700S und X.
Fazit, man kann trotz Trend zu immer grösser, immer schwerer und immer mehr Leistung mit 50 PS Spass haben und sich fragen, ob ich für die paar schönen Tage im Jahr 15'000 € und mehr für ein Motorrad ausgeben will. Dazu kommt wie bei mir jetzt , dass man sich und Anderen mit zunehmendem Alter nicht mehr mit PS-Protzerei, die meiner Ansicht nach im heutigen Verkehr ohnehin nicht mehr viel bringt, beweisen muss. Ob ich jetzt zwei Minuten früher auf einer Passhöhe bin, spielt doch keine Rolle, da ich entspannt unterwegs bin und nicht auf der Flucht. Und ob ich bei den explodierenden Spritpreisen mit 14 Liter gleich weit komme, wie der Andere mit 25 Liter, ist auf lange Sicht schon zu überlegen.
Gruss Hans
Hans - mit der Mini GS
Zuletzt bearbeitet am 24.04.12
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